Der Soldat und sein Pferd
Es war von großer Bedeutung, dass jeder Reiter ein vertrauensvolles Verhältis zu seinem vierbeinigen Kameraden hatte. Das Überleben beider hing in entscheidendem Maße vom Wohlergehen des Pferdes ab. Mensch und Pferd mussten sich in jeder Situation aufeinander verlassen können.
"Bei allen mit Pferden ausgestatteten Truppenteilen ist es eine der wichtigsten und dankbarsten Aufgaben jedes Vorgesetzten, bei seinen Untergebenen Liebe zum Pferde zu wecken. Der Reiter und Fahrer ist im Frieden und im Kriege mit seinem Pferde, als seinem treuesten Kameraden, innig verbunden. Sein und seines Pferdes Wohl und Weihe hängen voneinander ab. Je größer die Sorge aller Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften um das Wohlbefinden der ihnen anvertrauten Pferde und je gründlicher ihr Verständnis für das Pferd ist, desto besser wird es um die Gesundheit und die dadurch bedingte Dienstbrauchbarkeit des kostbaren Pferdematerials bestellt sein."
(aus "Das Truppenpferd", Berlin, 1937)
"Wenn wir irgendwo ankamen wurden als allererstes die Pferde versorgt. Erst dann kamen wir."
(ein Stabsfeldwebel des Kavallerie-Regiments 6)
Vernachlässigung oder gar unsachgemäßer Umgang mit den Pferden wurde nicht toleriert:
"Rohe Behandlung oder sogar Mißhandlung sind ohne Nachsicht zu bestrafen. Nach dem "Deutschen Reichstierschutzgesetz" kann der Soldat sich neben Disziplinarstrafen schwere Freiheitsstrafen zuziehen, wenn er gegen die Bestimmungen dieses Gesetzes verstößt."
(aus "Das Truppenpferd", Berlin, 1937)
"Horsemanship"
Von solch ungezwungenem Umgang und entspannter Atmosphäre im Gewässer können viele Pferdebesitzer heute nur träumen.
Neben dem formellen Dienst gab es auch immer wieder solche Momente, in denen das Pflegen der Pferde sowohl Mensch und Tier viel Spaß bereitete.
Wie sah der typische Tagesablauf aus?
Obwohl kein Tag wie der andere war, Dienstpläne wechselten und neben Märschen und Paraden auch Aufenthalte auf Truppenübungsplätzen zu absolvieren waren, sei an dieser Stelle ein typischer Tagesablauf dargestellt:
3:45 Uhr Tränken (durch die Stallwache)
4:30 Uhr Füttern (durch die Stallwache)
5 - 5:45 Uhr Streu ordnen, Pferdepflege durch die Pferdepfleger
Vor dem Ausrücken zum Dienst:
6:15 Uhr Satteln und Schirren
6:45 Uhr Herausziehen zum Anspannen usw.
7:00 Uhr Abrücken
Nach dem Einrücken vom Dienst:
11 - 12 Uhr Abschirren, Pferdepflege, Stallpflege, Tränken, Heuvorlage, Reinigen der Pferde- und Tragtierausrüstung
12 - 12:15 Uhr Füttern, Tränken, Streu ordnen
14 - 15 Uhr Tränken, Zwischenfutter durch die Stallwache
17 - 18 Uhr Füttern , Tränken, Stallpflege, Einstreuen
20 - 21 Uhr Nachtränken, Heuvorlage durch die Stallwache
Sonntags ist der Frühstalldienst von 7 Uhr ab auf 2 Stunden auszudehnen, dafür findet der Mittagsstalldienst nur 1/2 Stunde statt.
Dass auch von den Pferden im Krieg viele Opfer gebracht wurden, viel Mut und Ausdauer gefordert wurde und diese edlen Tiere ihren menschlichen Kameraden treu bis in den Tod dienten, verdeutlicht ein Detail am Dragoner-Denkmal in Darmstadt: die Schale, die auf vier Pferdeschädeln ruht.
Das Pferd als Lehrmeister
Das 1937 erschienene Buch "Lehrmeister Pferd - Ein Bilderbuch zum Nachdenken" aus dem Verlag "Offene Worte" ist aus der Sicht der Pferde geschrieben und regt auf anschauliche Weise dazu an, sich in die Lage der Pferde zu versetzen. Oft gibt es Missverständnisse zwischen dem Reiter, der gewisse Erwartungen hat, und seinem Pferd, das eigene Bedürfnisse hat. Durch die sehr zahlreichen Bilder lernt der Leser, die Körpersprache der Pferde zu verstehen. So konnte dieses Buch sicherlich einen wertvollen Beitrag dazu leisten, dem Soldaten und Reiter das Wissen über die richtige Pflege sowie den vertrauens- und respektvollen Umgang mit dem Kameraden 'Pferd' zu vermitteln. Auch heute noch lohnt sich ein Blick in dieses Büchlein. Es zeigt auch, wie viel Wert doch auch damals schon auf einen wertschätzenden Umgang mit den Pferden gelegt wurde.
Impressionen aus dem Stall